BAMF-Newsletter Nr. 02/2023 ,
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
das Leben beinhaltet Veränderungen. Manche Menschen mögen eher Angst vor Veränderung haben, andere sehen Veränderungen als großen Vorteil und Chance. So unterschiedlich ist auch, wie wir uns daran erinnern, was sich verändert hat - manchmal mit verklärtem Blick, weil man wehmütig an "Früher" oder "Damals" zurückdenkt, manchmal eher rational, weil man genau diese Erinnerungen als Erfahrungen gespeichert hat, auf die man heute zurückblicken kann.
Deutlich wurde mir dies zu Ostern, als ich meine alte Heimat besucht habe. Als "Kind des Ruhrgebiets" musste ich oft staunen, wie sich Orte entwickelt haben, die früher von Kohle und Stahl beherrscht worden waren. Und "beherrscht" ist in meinen Erinnerungen wörtlich zu nehmen: Wäsche im Freien trocknen war beispielsweise nur bei bestimmten Windrichtungen möglich.
Für die harte Arbeit unter Tage oder in den Stahlwerken wurden "Gastarbeiter" – wie man die Fachkräfte damals bezeichnete – angeworben. Menschen aus der Türkei, aus Portugal, Spanien, Italien sowie dem damals noch existierenden Jugoslawien arbeiteten gemeinsam mit ihren deutschen Kolleginnen und Kollegen, lebten jedoch jeweils getrennt voneinander. Man zog in die Stadtteile, in denen schon viele Menschen der eigenen Nationalität wohnten. Eigene Sportvereine wurden gegründet, eigene Kulturzentren eröffnet, ein Austausch zwischen den Nationalitäten fand nur selten statt.
Heute wissen wir: Integration geht anders, lebt vom Austausch und vom Miteinander der Menschen und ihrer Kulturen. Natürlich ist die Sprache ein verbindendes Element, daher sind die Integrationskurse des Bundesamts, die es seit mittlerweile 15 Jahren gibt, wichtiger als je zuvor. Aber mit den sprachlichen Grundlagen fängt Integration doch erst richtig an: Miteinander leben, miteinander Sport treiben, miteinander Probleme angehen, indem man füreinander einsteht.
Schöne Beispiele für derartige Integrationsprojekte kann ich heute zur Lektüre empfehlen, über Menschen, die sich für Integration engagieren und mit den Projekten auch oftmals dazu beitragen, auch sich selbst und bisherige Ansichten zu reflektieren und möglicherweise zu verändern. Das Leben beinhaltet schließlich so viele Veränderungen, und was wir aus diesen lernen, nehmen wir selbst in unsere Hände.
Herzlichst
Jochen Hövekenmeier
Pressesprecher des BAMF