Integrationskurse: über 1 Million Teilnehmende seit 2015 , Datum: 03.05.2019, Ausgabejahr: Nr. 003/2019, Format: Pressemitteilung

Seit 2015 hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Integrationskurse mit mehr als einer Million Teilnehmenden gefördert. Knapp die Hälfte davon waren Geflüchtete aus Syrien, Irak, Iran, Somalia und Eritrea, je ein Viertel kamen aus anderen Herkunftsstaaten sowie EU-Ländern.

Das ausdifferenzierte System der Integrationskurse wird weiterhin gut angenommen: Allein im Jahr 2018 haben 256.238 Menschen eine Berechtigung für die Teilnahme bekommen. Damit ist die Zahl der ausgestellten Teilnahmeberechtigungen erstmals seit 2015 rückläufig, allerdings auf einem weiterhin hohen Niveau. Grund dafür ist die inzwischen gesunkene Zahl geflüchteter Menschen. 

Insgesamt haben im letzten Jahr 202.933 Menschen erstmalig einen der 14.538 begonnen Integrationskurse besucht. Der Integrationskurs ist ein nach unterschiedlichen Lernbedürfnissen ausdifferenziertes Kurssystem: Den Teilnehmenden stehen acht verschiedene Kursarten zur Verfügung, insbesondere für Frauen, Jugendliche, Menschen mit guten Lernvoraussetzungen, Analphabeten, Zweitschriftlerner sowie auch für Seh- und Hörbehinderte. Die meisten Personen nahmen 2018 am Allgemeinen Integrationskurs teil (68,3 Prozent), gefolgt vom Alphabetisierungskurs (22,2 Prozent) und dem Eltern- und Frauenintegrationskurs (3,3 Prozent). Damit wird das ausdifferenzierte Kursangebot weiterhin gut angenommen. Wichtig ist dabei jedoch, dass die Kursträger die Teilnehmenden entsprechend ihrer Bedürfnisse auch tatsächlich in die für sie passenden Kurse verweisen. 

"Das Integrationskurssystem bietet für jeden ein passendes Angebot" so Uta Saumweber-Meyer, Abteilungsleiterin Integration im Bundesamt. "Wir fördern das Erlernen der deutschen Sprache umfassend und systematisch, eine durchgehende Förderung von "Null" in den Integrationskursen bis zur kompetenten Sprachbeherrschung bei den Berufssprachkursen ist möglich." 

Ergebnisse des Deutsch-Tests für Zuwanderer: ein Spiegel der veränderten Teilnehmendenstruktur

Im Vergleich zur Zeit vor 2016 ist eine deutliche Veränderung hinsichtlich der Teilnehmendenstruktur zu beobachten: Sprachliche Voraussetzungen sowie kulturelle Unterschiede sind diverser, mehr Teilnehmende müssen zunächst die lateinische Schrift lernen, die Zahl der Teilnehmenden an Alphabetisierungskursen ist seit 2015 deutlich gestiegen. Diese veränderten Voraussetzungen stellen neue Anforderungen an Kurskonzept und Lehrkräfte und wirken sich auch auf die Kurserfolge aus. Es ist daher naheliegend, dass über das gesamte Kurssystem betrachtet weniger Teilnehmende als früher den Integrationskurs mit dem Sprachniveau B1 abschließen. 

Über alle Kursarten hinweg führt insbesondere die veränderte Zusammensetzung der Teilnehmenden zu einer Verschiebung der Sprachniveaus bei den Prüfungsergebnissen: Weniger Personen erreichen das Sprachniveau B1 (2016: 66,9 Prozent und 2018: 52 Prozent), dafür mehr das Sprachniveau A2 (2016: 25,5 Prozent und 2018: 32,9 Prozent). Erfreulich ist, dass im allgemeinen Integrationskurs seit Jahren unverändert über 90% entweder das Sprachniveau A2 oder B1 als Abschluss des skalierten Deutsch-Tests für Zuwanderer (DTZ) erreichen.

Die Ergebnisse sind je nach Kursart sehr unterschiedlich. Während den Allgemeinen Integrationskurs 61,8 Prozent der Teilnehmenden mit B1 abschlossen, erreichten dieses Niveau in Zweitschriftlernerkursen 20,3 Prozent und in Alphabetisierungskursen 16,3 Prozent. 

"Besonders für den Alphabetisierungskurs, bei dem das Erreichen des Sprachniveaus A2 bereits im Curriculum als realistisches Ziel vorgesehen ist, ist dies angesichts der besonderen Situation, in der sich viele dieser Menschen befinden, ein erfreuliches Ergebnis", so Integrations-Expertin Uta Saumweber-Meyer. "Uns muss aber bewusst sein, dass auch das Erreichen des Sprachniveaus A2 im Integrationskurs für viele Teilnehmende ein individueller Erfolg ist, den wir anerkennen sollten. Bei einem Blick zu unseren europäischen Nachbarn wird deutlich, dass wir in Deutschland im Vergleich sehr hohe Anforderungen an die sprachliche Bildung stellen, die nicht jeder auf Anhieb erfüllen kann. Selbstverständlich sind die Ergebnisse aber ein Auftrag für uns, noch weiter daran zu arbeiten, die Lernerfolge zu verbessern. Wir prüfen daher stetig und selbstkritisch unsere Angebote, um noch besser auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden eingehen zu können." 

Für Menschen, die im Integrationskurs nicht das Sprachniveau B1 erreichen, bedeutet dies nicht das Ende der Sprachförderung. Ihnen steht beispielsweise die berufsbezogene Sprachförderung offen, die modular mit dem Integrationskurs verbunden ist. Diese ist Teil des sogenannten Gesamtprogramms Sprache, in dem die Sprachförderangebote des Bundes systematisch miteinander verzahnt sind. 

Optimierung des Kursangebots

Das Bundesamt beobachtet aufmerksam das Migrationsgeschehen und passt das Integrationskursangebot kontinuierlich an die veränderten Bedarfe an. Wichtig für den Sprachlernerfolg der großen Zahl der Kursteilnehmenden, die in einer anderen Schrift alphabetisiert wurden, war die Einführung des so genannten Zweitschriftlernerkurses im Jahr 2017. Dieser wird ab dem 01. Mai 2019 um weitere 300 Unterrichtseinheiten erhöht. Damit stehen bis zu 1.200 bundesgeförderte Unterrichtseinheiten sprachlicher Förderung für diese Zielgruppe zur Verfügung. 

Zudem fördert das Bundesamt Fortbildungen der Lehrkräfte zum Umgang mit traumatisierten Personen und entwickelt dazu eine eigene Zusatzqualifizierung. Mit dem neuen Qualifizierungsangebot des Bundesamtes sollen die Lehrkräfte darauf vorbereitet werden, mit verschiedenen Unterrichtssituationen sicherer umzugehen, einen traumasensiblen Unterricht gestalten zu können sowie den Lernerfolg einzelner Teilnehmender und der gesamten Lerngruppe stärker in den Blick zu nehmen. 

Um Teilnehmenden und Lehrkräften weitere Hilfestellungen zu geben, hat das Bundesamt die soziale Begleitung der Integrationskurse zu einer Lern- und Sozialbegleitung fortentwickelt. 

Weitere Informationen können Sie der Integrationsgeschäftsstatistik 2018 (siehe "Beiträge" unter "Weitere Informationen").

Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge