Mitmach-Wissenschaften: "Nürnberg forscht" veröffentlicht Ergebnisse zur politischen Teilhabe ,
"Politische Teilhabe von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in Nürnberg" – mit diesem hochaktuellen Thema befasste sich die dritte ehrenamtliche Forschungsgruppe des Projekts "Nürnberg forscht – Citizen Science in der vielfältigen Stadtgesellschaft" des Bildungsbüros der Stadt Nürnberg. Die Forschungsergebnisse wurden jetzt bei einem Fachgespräch im Nürnberger Rathaus vorgestellt.
Seit Projektbeginn im Januar 2023 erforschen Bürgerinnen und Bürger mit Zuwanderungsgeschichte unter wissenschaftlicher und pädagogischer Begleitung soziale Fragen rund um Integration und Vielfalt – und bringen dabei ihre persönlichen Perspektiven in den Forschungsprozess ein. Das dreijährige Projekt wird durch den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der EU gefördert und ist beispielgebend für die Anwendung von Citizen Science in der Sozialforschung.
Barrieren und Chancen politischer Teilhabe
Die dritte Forschungsgruppe des Projekts befasste sich über mehrere Monate hinweg mit der Frage, wie politische Mitgestaltung von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in Nürnberg gelingt – und wo diese an Grenzen stößt. Die Mitforschenden, die selbst Migrationserfahrung haben, untersuchten dazu lokale Beteiligungsmöglichkeiten: Sie führten Interviews mit Politikerinnen und Politikern, die teils selbst zugewandert sind, und initiierten eine Online-Umfrage unter zugewanderten Menschen in Nürnberg. Die Ergebnisse ihrer Citizen-Science-Studie diskutierten sie in einem Fachgespräch mit Oberbürgermeister Marcus König und Katrin Hirseland, Vizepräsidentin des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
Die Auswertung im Projekt "Nürnberg forscht" zeigt auf, wie wichtig politische Teilhabe von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte für demokratische Gerechtigkeit und kommunale Integration ist. Trotz Fortschritten bestehen weiterhin Barrieren, die eine gleichberechtigte Mitgestaltung erschweren. Lokale Integrationspolitik, zivilgesellschaftliches Engagement und politische Bildung sind wichtige Faktoren zur Verbesserung.
Politisches Engagement beginne oft im Alltag, stellte Mitforscherin Anamika Dey fest, etwa aus dem Wunsch nach Gerechtigkeit oder Sichtbarkeit heraus. "Wir haben herausgefunden, dass Migration oftmals sowohl als Herausforderung wie auch als Ressource erlebt wird – was ich aus persönlicher Erfahrung bestätigen kann."
Mitforscher Hakan Baran weist auf strukturelle Barrieren hin: So erschwerten fehlendes kommunales Wahlrecht, hohe Eintrittshürden in Parteien oder mangelnde Informationsangebote die lokale Beteiligung. "Aber wir haben auch viele Rückmeldungen bekommen, was helfen könnte: zum Beispiel niedrigschwellige Formate und eine einladende persönliche Ansprache, die Menschen stark macht, also wenn jemand auf einen zugeht und sagt: 'Du kannst das. Du wirst gebraucht.'"
Die Ergebnisse sollen in die Integrationsarbeit der Stadt einfließen und langfristig zu mehr Sichtbarkeit und Mitgestaltung unterrepräsentierter Gruppen auf kommunaler Ebene führen.
Citizen Science als Brücke zwischen Wissenschaft und Stadtgesellschaft
Oberbürgermeister Marcus König zu dem Projekt: "'Nürnberg forscht' zeigt, wie viel Potenzial in einer vielfältigen Stadtgesellschaft steckt. Wenn Menschen mit Zuwanderungsgeschichte selbst zu Forschenden werden, entstehen neue Perspektiven, die unsere Demokratie stärken. Dieses Projekt steht exemplarisch für eine offene Stadtgesellschaft, die gemeinsam nach Lösungen sucht."
Katrin Hirseland, Vizepräsidentin des BAMF, ergänzte: "In Nürnberg erleben wir, wie gute Ideen erprobt werden, um die vielfältige Stadtgesellschaft zu gestalten und ihren Zusammenhalt zu stärken. Das Projekt 'Nürnberg forscht' hat methodischen Laborcharakter und beweist Mut zu Neuem. Wir freuen uns, auch dieses Projekt innerhalb des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds zu fördern, hier arbeiteten Bund und Kommune jenseits föderaler Grenzen hervorragend zusammen."
Weitere Informationen und Einblicke bietet der Instagram-Kanal @nuernbergforscht sowie die Projektwebsite.
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Quelle: Stadt Nürnberg