Projekt: Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland , Datum: 28.11.2023, Format: Projekt (laufend), Bereich: Behörde , IAB-BiB/FReDA-BAMF-SOEP-Befragung

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Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in 2022 haben viele Ukrainerinnen und Ukrainer ihr Heimatland verlassen und in umliegenden Ländern Schutz gesucht. Deutschland ist dabei eines der wichtigsten Aufnahmeländer. So viele Menschen innerhalb kurzer Zeit aufzunehmen und Perspektiven für ihre Integration zu schaffen, birgt große Herausforderungen – aber auch Chancen für Politik, Verwaltung und Gesellschaft. Um diesen begegnen zu können, bedarf es fundierter wissenschaftlicher Daten.

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Dr. Nina Rother

Position: Referatsleiterin

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Bereits im März 2022 haben vier Forschungseinrichtungen damit begonnen, die Studie "Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland" ins Leben zu rufen. Bei der Studie handelt es sich um eine umfassende und repräsentative sozialwissenschaftliche Wiederholungsbefragung von ukrainischen Geflüchteten in Deutschland. Zu den Forschungseinrichtungen gehören das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) mit dem Familiendemografischen Panel FReDA, das Forschungszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

Ziele der Studie

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Dr. Kerstin Tanis

Position: Wissenschaftliche Mitarbeiterin

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  • Erkenntnisgewinn zu den frühen Integrationsprozessen und den damit verbundenen zentralen Bedarfen der ukrainischen Geflüchteten
  • Erkenntnisgewinn zu den Auswirkungen von Flucht auf die Schutzsuchenden, insbesondere mit Blick auf Frauen und getrennte Familien
  • Dokumentation einer möglichen Rückkehr oder Weiterwanderung

Hintergrund und Inhalt des Forschungsvorhabens

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Dr. Amrei Maddox

Position: Wissenschaftliche Mitarbeiterin

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Viele Ukrainerinnen und Ukrainer suchen im Zuge des Angriffskriegs in Nachbarländern und gut erreichbaren EU-Staaten Schutz – unter anderem wegen der geografischen Nähe. Die Flucht in EU-Staaten wird durch eine visumsfreie Einreise und die temporäre Aufnahme ohne Asylverfahren erleichtert. Bisher kamen überwiegend Frauen, Kinder und Ältere aus der Ukraine nach Deutschland. Die meisten flohen bereits kurz nach Kriegsausbruch. Viele ukrainischen Geflüchteten konnten bzw. können sich an Verwandte und Freunde gleicher Herkunft wenden, die bereits hier leben. Wegen dieser besonderen Bedingungen lassen sich wissenschaftliche Erkenntnisse aus Analysen früherer Fluchtbewegungen nur teilweise auf die Gruppe der Geflüchteten aus der Ukraine übertragen.

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Dr. Manuel Siegert

Position: Wissenschaftlicher Mitarbeiter

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Hier schließt die Studie eine Forschungslücke: Sie schafft erstmals eine wissenschaftlich belastbare Datenbasis zu Flucht und Integration von ukrainischen Geflüchteten – und damit eine wegweisende Grundlage für politische Entscheidungsprozesse und anknüpfende Forschung.

Im Detail werden mit der Studie die folgenden Bereiche untersucht:

  • Herkunft und Fluchtumstände: zeitlicher Ablauf von Flucht und Ankunft, rechtlicher Status der Geflüchteten
  • Soziodemografische Aspekte: Alter, Geschlecht, Herkunft, Familienstand
  • Wohnsituation: Wohnort und Art der Unterkunft, Umzüge
  • Qualifikation und Erwerbstätigkeit: schulische, berufliche und akademische Qualifikation, finanzielle Situation, Erwerbstätigkeit, Deutschkenntnisse
  • Gesundheit: psychisches Wohlbefinden, Zufriedenheit, Sorgen
  • Familien und Kinder: Kinderbetreuung, Besuch von Kita und Schule, Familienkonstellation vor und nach der Flucht, Wohlergehen von Kindern
  • Gesellschaftliche Ressourcen: soziale Netzwerke, Beratungs- und Unterstützungsbedarfe
  • Absichten für die Zukunft: Bleibe- und Rückkehrabsichten, Familiennachzug, Rückwanderung

Methodik

Die sozialwissenschaftliche Panel-Befragung basiert auf einer zufallsbasierten Stichprobe. Sie ermöglicht es, fundierte und zugleich repräsentative Aussagen über die in Deutschland registrierten ukrainischen Geflüchteten zu treffen.

Dafür wurden aus dem Ausländerzentralregister circa 100 Gemeinden in Deutschland ausgewählt, in denen viele ukrainische Geflüchtete gemeldet waren. Aus diesen Gemeinden wurden auf Grundlage von Daten aus den Einwohnermelderegistern Geflüchtete zufällig ausgewählt und mit der Bitte um Teilnahme an der Befragung kontaktiert.

Von August bis Oktober 2022 wurden Interviews mit 11.225 Geflüchteten ukrainischer Staatsangehörigkeit im Alter von 18 bis 70 Jahren durchgeführt (Papierfragebogen und online). Eine zweite Befragung von 6.754 Personen, die auch bereits an der ersten Erhebung teilgenommen hatten, fand zwischen Januar und März 2023 statt. Beide Erhebungen führte infas - Institut für angewandte Sozialwissenschaft durch.

Veröffentlichung der Ergebnisse

Gemeinsam haben die vier Kooperationspartner am 15. Dezember 2022 erste Ergebnisse aus der Studie im Rahmen einer Bundespressekonferenz vorgestellt. Anschließend wurden die ersten Ergebnisse mittels einer Kurzstudie veröffentlicht.

Ausführliche Ergebnisse aus der ersten Befragung wurden im Februar 2023 im Rahmen eines Forschungsberichts veröffentlicht.

Ergebnisse aus der zweiten Befragung wurden am 12. Juli 2023 im Rahmen eines DIW-Wochenberichts veröffentlicht.

In der Kurzanalyse 3|2023 wird anhand der Daten der ersten und zweiten Erhebungswelle untersucht, wie sich die Wohnsituation der ukrainischen Geflüchteten zwischen Spätsommer 2022 und Frühjahr 2023 entwickelt hat.

Ausblick

Interessierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden die Befragungsdaten voraussichtlich ab dem Jahr 2024 über das Forschungsdatenzentrum des SOEP (SOEP-FDZ), des IAB sowie über das am BiB angesiedelte Familiendemografische Panel (FReDA) abrufen können.

Die Studie steht in Verbindung mit der "IAB-BAMF- SOEP-Befragung von Geflüchteten", die bereits seit 2016 läuft, sowie dem Familiendemografischen Panel FReDA. Nach der zweiten Befragung werden die Teilnehmenden der Studie "Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland" (IAB-BiB/FReDA-BAMF-SOEP-Befragung) im Rahmen der "IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten" oder FReDA weiterbefragt. Dies bietet die Möglichkeit, langfristige Erkenntnisse über Geflüchtete aus der Ukraine zu gewinnen – sowohl zu Integrationserfahrungen in Deutschland als auch über eine mögliche Rückwanderung ins Heimatland.