Frauen stärken und Perspektiven schaffen , Datum: 06.03.2020, Format: Meldung, Bereich: Integration

Im Jahr 1975 haben die Vereinten Nationen den 8. März zum Internationalen Frauentag erklärt. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nimmt den Tag zum Anlass, um die Bedeutung spezieller Integrationsangebote für Frauen in den Mittelpunkt zu rücken.

Aus ganz unterschiedlichen Gründen ist es wichtig, dass Frauen spezifische Unterstützung erhalten: weil sie Maßnahmen benötigen, die sich gut mit dem Familienalltag verbinden lassen; weil es für die ersten Schritte in der Integration hilfreich sein kann, wenn Frauen erst einmal unter sich sind; und weil auf diese Weise Themen im Fokus stehen, die Frauen besonders interessieren.

Aspekte wie diese greift das BAMF in seinen speziellen Integrationsangeboten für Frauen auf – so existieren etwa ein Integrationskurs nur für Frauen oder Projekte mit einem besonderen Fokus auf diese Zielgruppe.

Ein weiteres besonderes Angebot sind die Kurse des Programms "Migrantinnen einfach stark im Alltag", kurz MiA-Kurse. Ihr Ziel ist es, Frauen zu stärken und zu fördern. Einige der deutschlandweit derzeit rund 126 Kurse bietet der Verein "Zentrum für Migranten und Interkulturelle Studien" (ZIS) an.

Gudrun Münchmeyer-Eliş, Geschäftsleitung des Zentrums für Migranten und Interkulturelle Studien e.V. in Bremen, spricht im Interview über die Bedeutung dieses Angebots. Frau Münchmeyer-Eliş ist Gründungsmitglied des Zentrums und will im Rahmen der MiA-Kurse das Selbstbewusstsein von Migrantinnen stärken und Zukunftsperspektiven erarbeiten.

Frau Münchmeyer-Eliş, worum geht es bei den MiA-Kursen?  

Gudrun Münchmeyer-Eliş: Das wichtigste bei den MiA-Kursen ist, dass nur Frauen daran teilnehmen dürfen und auch die Kursleitung immer weiblich ist. So schaffen wir einen geschützten Raum, in dem die Frauen sich gegenseitig unterstützen können. Die Inhalte sind dabei sehr unterschiedlich. Zum Beispiel geht es um Informationsvermittlung und -austausch über das Schul-, Bildungs- und Berufssystem oder einfach um das Heranführen an die deutsche Sprache und die Ermutigung zum Sprechen. In einigen Kursen wird auch gemalt, gesungen, genäht – oder die Teilnehmerinnen erkunden etwa bei Exkursionen die Stadt. Vor allem geht es uns darum, die Frauen zusammenzubringen und eine Gemeinschaft zu stärken, aber auch, ein neues Selbstbewusstsein und Perspektiven zu entwickeln. In den Kursen informieren wir auch über die Möglichkeiten, sich zu engagieren und mit Menschen zusammenzukommen. Wir wollen Mut machen, dass sich die Frauen aktiv einbringen. 

Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, dass es besondere Angebote für Frauen in der Integrationsarbeit gibt?  

Gudrun Münchmeyer-Eliş: Für viele Frauen ist es schwierig oder nicht möglich, an den allgemeinen Regelintegrationskursen teilzunehmen. Um diese Frauen trotzdem abzuholen, wollten wir diese speziellen Kurse nur für Frauen anbieten, in denen vor allem das Deutsch lernen im Fokus steht, weil Sprache nach wie vor der Schlüssel zur Integration ist. Auf der anderen Seite richten sich die Kurse an ältere Frauen, die schon länger in Deutschland sind und sich bislang um Familie und Haushalt gekümmert haben. Jetzt sind die Kinder aus dem Haus und diese Frauen auf der Suche nach neuen Aufgaben, auch nach Austausch mit anderen Frauen, nach neuen Zukunftsperspektiven.

Gerade Frauen engagieren sich sehr viel ehrenamtlich. Dafür schaffen wir den Raum und die Voraussetzungen für Migrantinnen. Zum Beispiel haben wir ein Projekt, in dem Frauen zu Seniorenbegleiterinnen ausgebildet wurden.

Was ist für die Zukunft bei ZiS speziell für Frauen geplant?

Gudrun Münchmeyer-Eliş: Wir haben vor einiger Zeit unser Virtuelles Museum der Migration unter www.migranten-bremen.de aufgebaut, in dem wir die Lebensgeschichten von Zugewanderten dokumentieren. Dort wollen wir zukünftig auch und besonders Frauen porträtieren. Unser Ziel ist es, dadurch die Lebensleistung dieser Menschen in den Fokus zu stellen und so auch die positiven Aspekte der Migration für die Gesellschaft hervorzuheben. Und natürlich wollen wir unser Kernziel weiterverfolgen: Anlässe und Räume zur Begegnung schaffen, sei es durch stadtteilorientierte Veranstaltungen, Kulturnachmittage oder Stadtspaziergänge. Auf diese Weise möchten wir unsere Kursteilnehmerinnen stark machen für den Alltag und das Zusammenleben in Deutschland.

Hintergrundinformation

Das Zentrum für Migranten und Interkulturelle Studien e.V. wurde 1981 gegründet. Deutsche und Zugewanderte schlossen sich zusammen, um gemeinsam Veranstaltungen zu organisieren, von Diskussionsrunden über Informationsabende bis hin zu Kulturveranstaltungen. Ziel war es, Menschen zusammenzubringen und Ausländerfeindlichkeit entgegenzuwirken.

Der Verein organisiert verschiedene Angebote für Migrantinnen und Migranten in den Bereichen Bildung, Beratung, Begegnung und Begleitung. Schwerpunktthemen sind zum einen die Integrationskurse, zum anderen die Arbeit mit älteren Migrantinnen und Migranten. Inzwischen sind auch spezielle Kursangebote für Frauen, die MiA-Kurse, fester Bestandteil des Kursprogramms.