Vermitteln, warum Demokratie wichtig ist , Datum: 15.09.2020, Format: Meldung, Bereich: Integration

Demokratie ist ein wertvolles Gut. Um daran zu erinnern – und um zu zeigen, dass diese Staatsform nicht selbstverständlich ist, sondern deren Grundsätze immer wieder neu gefördert und gelebt werden müssen, ist der 15. September von den Vereinten Nationen zum Tag der Demokratie erklärt worden. Auch das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) geförderte Projekt "Spot on democracy" des Bremer Jugendrings setzt sich für Demokratie und Demokratiebildung ein. Katharina Teiser vom Projektteam spricht im BAMF-Interview über die Bedeutung von demokratischen Werten in der heutigen Zeit – und wie sie diese jungen Menschen mit Migrationserfahrung näherbringt.

"Spot on democracy" will in seinem Selbstverständnis eine "Steigerung der Alltags- und Demokratiekompetenzen" junger Erwachsener erreichen. Welche Kompetenzen sind hierbei konkret gemeint – und wie wollen sie diese genau umsetzen?

Katharina Teiser: Unsere Hauptzielgruppe sind junge Menschen mit Migrationshintergrund, Fluchterfahrung oder beides – die zudem erst eine relativ kurze Zeit in Bremen sind. Daher wollen wir ein grundlegendes Verständnis für das System schaffen, in dem diese jungen Menschen nun hier in Deutschland leben. Für die meisten der Teilnehmenden ist vieles nicht so klar, das für uns selbstverständlich ist. Zum Beispiel ist für viele die gesetzlich garantierte Meinungsfreiheit ungewohnt.

Zu den Kompetenzen, die wir weitergeben wollen, gehört auch, Wissen darüber zu vermitteln, wie Wahlen hier in Deutschland funktionieren oder wie Parteien gebildet werden. Das ist wichtig, damit die Jugendlichen ein politisch selbstbestimmtes und emanzipatorisches Leben führen können.

Um dies zu erreichen, halten wir etwa Workshops ab und unternehmen sogenannte "Demokratie-Exkursionen". Dabei besuchen wir politische Orte in Bremen oder führen Interviews mit Jugendorganisationen verschiedener Parteien. Hier richten wir uns aber auch nach den Interessen der Jugendlichen: Aus der Gruppe kam zum Beispiel der Wunsch, dass die Teilnehmenden sich gerne mit dem Thema Engagement für und mit obdach- und wohnungslosen Menschen beschäftigen wollen.

Allgemein gefragt: Warum ist es überhaupt wichtig, jungen Menschen die Bedeutung der Demokratie näher zu bringen? Warum braucht es Gedenktage wie den heutigen Tag der Demokratie?

Katharina Teiser: Gerade in der heutigen Zeit, in der populistische Gedanken leider wieder erstarken, ist es wichtig, so vielen Menschen wie möglich zu vermitteln, warum Demokratie wichtig ist – damit wir alle in Freiheit miteinander friedlich und solidarisch zusammenleben können.

Solche Gedenktage sind außerdem wichtig, um genau dieses Privileg nochmal ins öffentliche Bewusstsein zu rücken – und um sich nochmal bewusstzuwerden, was das eigentlich für ein großes Geschenk ist, dass wir hier in so einem System leben können.

Normalerweise würden wir bei "Spot on democracy" den Gedenktag sicherlich mir einer kleineren Veranstaltung begleiten, doch hier macht uns die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung.

Zitat

Es ist ein Geschenk, dass wir hier in so einem System leben können.
Katharina Teiser
Bremer Jugendring

Der Auftakt von "Spot on democracy" fiel mitten in die Corona-Pandemie, das war sicher eine Herausforderung. Wie haben Sie diese gemeistert und inwiefern wird der aktuelle Projektalltag durch die Covid-Einschränkungen beeinflusst?

Katharina Teiser: Man kann wirklich sagen, dass es kein einfacher Start war. Wir haben viel mit Online-Tools gearbeitet, haben Gruppentreffen virtuell abgehalten oder uns alle zusammen in Chat-Gruppen ausgetauscht. Das Problem ist aber, dass der Zugang zu der benötigten Technik nicht bei allen Teilnehmenden gegeben war: Manche hatten keinen Laptop mit Kamera, andere keine stabile Internetverbindung oder das Guthaben reichte für unsere Online-Kommunikation nicht aus. Aber insgesamt haben wir dann alles doch ganz gut hinbekommen – und wir haben derzeit rund 15 aktive Teilnehmende.

Momentan ist es so, dass wir wieder persönliche Treffen machen und einmal monatlich gibt es ein offenes Treffen mit Wissensinput. Aber bei solchen Veranstaltungen ist die Anzahl der Teilnehmenden aufgrund des Corona-Virus natürlich stark begrenzt. Wir haben uns angepasst, halten Abstand, desinfizieren die Stifte. Und wir freuen uns, dass wir dieses wichtige Projekt voranführen können – und das mit viel Erfolg.