Virtuelles Lernen erfolgreich bei den Berufssprachkursen im Einsatz , Datum: 24.01.2020, Format: Meldung, Bereich: Integration

In einem gemeinsamen Pilotprojekt haben die Deutsche Telekom AG, die Berlitz Deutschland GmbH und das Bundesamt seit 2016 insgesamt fast 300 Geflüchtete über eine berufsbezogene Sprachförderung im ersten Jahr ihrer Ausbildung bzw. Einstiegsqualifizierung (EQ) bei der Telekom unterstützt.

Und die Bilanz des ersten Jahrgangs kann sich sehen lassen: Etwa zwei Drittel der EQ-Teilnehmenden wurde direkt in eine Ausbildung und mehr als die Hälfte wurde nach erfolgreichem Abschluss der IHK-Prüfung in ein Arbeitsverhältnis übernommen. 

Eine besondere Herausforderung in der Maßnahme war die bundesweite Verteilung der Teilnehmenden auf insgesamt 35 Standorte der Telekom. Betriebliche Gegebenheiten und unterschiedliche Berufsschulzeiten machten einen Präsenzunterricht an einem Standort unmöglich. Ein virtuelles Klassenzimmer war der pragmatische Ansatz für dieses Problem. "Dort lernt man live und in Echtzeit über das Internet, also ortsungebunden mit einem muttersprachlichen Lehrer", erläutert Uta Loenhoff, Center Director von Berlitz in Duisburg. 

"Die größte Herausforderung dabei war," so Loenhoff weiter, "die Teilnehmenden in den passenden Sprachkurs einzuordnen, der vom Sprachniveau her passt und noch dazu nicht mit den Einsatzzeiten im Betrieb und den Berufsschulzeiten kollidiert. Bei rund 100 Teilnehmenden je Jahrgang kamen wir dann auf 12 Kurse und jeder Kurs deckte ein Sprachniveau zwischen B1 bis C1 ab. Der einzige Wehrmutstropfen: Wir konnten die Gruppen nicht noch nach ihrem jeweiligen Ausbildungsberuf einteilen, d.h. die Gruppen bestanden aus Teilnehmern unterschiedlicher Berufszweige."

Porträt einer Frau Nancy Schütze, Telekom Ausbildung Quelle: Deutsche Telekom

Der Berufssprachkurs des Bundesamtes fand jeweils im ersten Ausbildungsjahr in sechs Unterrichtseinheiten an zwei Tagen pro Woche statt. "Es zeigte sich schnell, dass ein Sprachniveau ab B2 zu Beginn der Ausbildung Grundvoraussetzung ist. Die Sprachförderung während der Ausbildung ist für den Ausbildungserfolg entscheidend. Deshalb möchten wir das virtuelle Klassenzimmer auch weiterhin als Instrument fortführen, allerdings über den gesamten Ausbildungsverlauf und ergänzt um eine gezielte sprachliche Prüfungsvorbereitung.", erklärt dazu Nancy Schütze, Seniorexpertin für Ausbildungskonzepte, Strategie und Qualität bei der Telekom Ausbildung.

Neben dem erfolgreichen Einsatz des virtuellen Klassenzimmers waren vor allem die hohe Motivation unter den jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der einen Seite und hochmotivierte BAMF-Lehrkräfte auf der anderen Seite die Garanten für den Erfolg. "Sie haben einen wirklich tollen Job gemacht und neben dem eigentlichen Sprachtraining auch ihr interkulturelles Know-how eingebracht", wie Silke Kruse, Manager Governmental Business von Berlitz bemerkte. Gleichzeitig sieht sie aber auch noch Optimierungsbedarf:

"Beim nächsten Mal sollte noch stärker ausbildungsspezifisches Material, welches optimal auf die IHK-Prüfungen vorbereitet, eingesetzt werden. Für die Zukunft wäre es außerdem ideal, wenn wir die Gruppen gezielt auf ihre jeweiligen Ausbildungsberufe hin unterrichten könnten, d.h. Teilnehmer mit gleichem Ausbildungsschwerpunkt in einer Gruppe zusammenzubringen.

Wir finden, dass dieses begleitende Sprachprogramm sehr erfolgreich war. Die Auszubildenden wurden sprachlich immer sicherer und konnten das Erlernte direkt täglich an ihren Einsatzorten anwenden. So wurden sie immer fitter in der deutschen Sprache und gewannen bald die nötige Sicherheit für die Abschlussprüfung. Das zu sehen, macht uns sehr glücklich."

Um die erzielten Erfolge zu verstetigen, beabsichtigt auch das Bundesamt an dem Verfahren festzuhalten und weitere Berufssprachkurse im virtuellen Klassenzimmer bei der Telekom über die gesamte Ausbildungszeit zu begleiten und zu fördern.

Berufsbezogene Sprachförderung

Seit 2009 setzt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bundesweit nach einheitlichen Standards berufsbezogene Sprachförderung um. Zunächst erfolgte die Umsetzung über Mittel des Europäischen Sozialfonds, seit 2016 sind die Berufssprachkurse als Regelinstrument gestartet. Teilnehmen an den Berufssprachkursen können Menschen mit Migrationshintergrund, die einer sprachlichen Weiterqualifizierung bedürfen und arbeitsuchend oder arbeitslos sind, eine Ausbildungsstelle suchen oder bereits angetreten haben. Ebenfalls zur Zielgruppe zählen Personen, die ihren Berufs- oder Ausbildungsabschluss anerkennen lassen.

Im nachfolgenden Video stellen wir Ihnen exemplarisch einige Auszüge aus einem Berufssprachkurs vor.