Bunten Perspektiven eine Stimme geben , Datum: 21.03.2021, Format: Meldung, Bereich: Integration , Rundfunk-Projekt MITEINANDER LEBEN engagiert sich gegen Rassismus

MITEINANDER LEBEN – so heißt ein vom BAMF gefördertes Projekt von 'Radio Globale' im Programm von "Oldenburg Eins TV & Radio". Anlässlich des Internationalen Tages gegen Rassismus am 21. März spürt das ehrenamtliche Rundfunk-Team der Frage nach, wie das Zusammenleben in einer bunt gemischten Gesellschaft gelingen kann.

Bunt gemischt sind bei 'Radio Globale' sowohl die Redaktion als auch die Personen und Themen der Interviews. Das war schon vor einigen Jahren die Gründungsidee: Allen in der Gesellschaft eine Stimme geben und sie zu aktiver Teilhabe über die Medien einladen. Iran, Russland, Gambia, Syrien, Deutschland – bei 'Radio Globale' arbeiten Menschen mit verschiedensten Geburtsländern, Kulturerfahrungen, und Migrationsgeschichten zusammen. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) im Auftrag des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI).

Rassismus erscheint in vielen Formen

Jede Woche am Mittwoch trifft sich die Gruppe aus Ehrenamtlichen – in Corona-Zeiten per Video-Chat – und bespricht mit Dörthe Bührmann vom Lokalsender 'Oldenburg Eins' die Themen kommender Sendungen. Ein buntes Team sorgt dabei für abwechslungsreiche Geschichten. Wiederkehrende Schwerpunkte sind: unterschiedliche Formen von Diskriminierung¸ Anerkennung religiöser Vielfalt und Menschenrechte. Aktuell hat das Redaktionsteam jeweils für Radio und Fernsehen ein mehrstündiges Programm zum Internationalen Tag gegen Rassismus erarbeitet.

Ein Mann mit Headset steht vor zwei Mikrofonen Detlev Wiese (Projektteilnehmer) bei der Moderation einer neuen Sendung Quelle: BAMF/Radio-Globale/Dörthe Bührmann

Diesen riefen 1966 die Vereinten Nationen ins Leben. Staatlich sanktionierte Unterdrückung von Menschen aufgrund ihrer äußerlichen Merkmale und Herkunft ist in vielen Ländern alltäglich. Doch es gibt auch weniger offensichtliche Formen des Rassismus. Mit diesen hat sich Ronak Gonzalez jüngst in ihrer Redaktionsarbeit beschäftigt. Die 20-Jährige ist seit 2019 beim 'Radio Globale' aktiv – bei einem Praktikum gefiel es ihr damals so gut, dass sie am Ball blieb. Gemeinsam mit dem Projektteilnehmer Detlev Wiese besuchte sie kürzlich ein Argumentationstraining zum Umgang mit rassistischen Begegnungen. Das habe sie zum Nachdenken auch über eigene Erfahrungen gebracht. Ronak Gonzalez‘ Vater stammt aus dem Iran, ihre Mutter aus Spanien, sie selbst wuchs in Deutschland auf. "Mir ist es noch nicht passiert, dass ich auf der Straße angepöbelt oder bespuckt wurde. Aber in der Schule gab es schon Situationen, in denen man fühlte, dass man anders behandelt wird", sagt sie.

Ebenso wie eine Freundin, deren Eltern ebenfalls nach Deutschland eingewandert waren, habe sie zu den Schülerinnen mit den guten Noten gezählt. Trotzdem bekamen sie beispielsweise von einigen Lehrern Hilfsangebote und besorgte Rückfragen nach der Unterstützung durch die Familie. Gonzalez ist sich sicher: Das war im Grunde gut gemeint, wäre aber nicht passiert, wenn ihre Eltern keinen Migrationshintergrund hätten. "Gut gemeint?" lautet auch der Titel ihres neuesten Radiobeitrags.

Zum Tag gegen Rassismus beschäftigt sich die einstündige Sendung mit dem in der Forschung als "positiven Rassismus" bezeichneten Phänomen. Wie entstehen solche Situationen und wie können Beteiligte nachvollziehbar zum Ausdruck bringen, was sie dabei empfinden? Auf diese Fragen sucht der Beitrag Antworten.

Detlev Wiese hat die Oldenburger nach deren Lieblingsorten befragt und stellt sie in seiner Sendung vor. Dahinter steht der Gedanke: Öffentliche Orte spielen eine wichtige Rolle für Begegnungen jenseits bestehender und eingebildeter Grenzen von Kultur, Sprache und sozialer Herkunft. Wiese ist von Anfang an bei 'Radio Globale' dabei. "Inzwischen habe ich schon rund 30 Beiträge erstellt.". Der 71-jährige Rentner kam über das ehrenamtliche Engagement während der verstärkten Fluchtmigration 2015 mit den Erfahrungswelten von Menschen in Kontakt, die in einer neuen Heimat Fuß fassen. Das Rundfunk-Projekt schien ihm der nächste logische Schritt, sich weiterhin mit diesen Themen zu beschäftigen.

"Empowerment im besten Sinne"

Neben der möglichst breit aufgestellten gesellschaftlichen Debatte ist ein weiteres Ziel von 'Radio Globale', Kompetenzen der Projektteilnehmenden zu stärken. Umgang mit Rundfunktechnik, Recherche, professionelles Sprechen, Interviewtechniken und dergleichen werden über Fortbildungen und vor allem über die praktische Arbeit vermittelt. "Das ist Empowerment im besten Sinn", sagt Dörthe Bührmann. Der Sender 'Oldenburg Eins' stellt die Plattform – die Inhalte werden vom Projektteam selbständig erarbeitet. Gerade dieser Aspekt fasziniert viele der Beteiligten. So auch Seedy Saidykhan, der hier endlich seinen Berufstraum ausleben kann. "Schon in meinem Heimatland Gambia habe ich ein Praktikum beim Radio gemacht. Ich wollte Journalist werden", erklärt er. Entsprechend glücklich sei er gewesen als er von 'Radio Globale' erfahren hat. Nun spürt er Geschichten von Menschen mit Migrationshintergrund in Oldenburg auf: Was haben sie erlebt? Was sind ihre Erfahrungen? Besonders gerne lade er sich dafür Gesprächsgäste ins Studio ein und regt sie zur Diskussion an – so auch für das Programm von MITEINANDER LEBEN.

Miteinander zu leben gelingt wesentlich leichter, wenn man gegenseitig über Vorlieben und Gewohnheiten des Gegenübers Bescheid weiß. Treffen dabei mehrere Kulturkreise aufeinander, so sind Feste meist ein guter Anknüpfungspunkt zum Kennenlernen. Da passt es gut, dass beinahe deckungsgleich mit dem Tag gegen Rassismus ein wichtiges Ereignis der persischen Kultur zusammenfällt. Am 20. März wird nämlich das Neujahrsfest "Nouruz"“ gefeiert, das mit zahlreichen Traditionen verknüpft ist.

"Der Tisch wird besonders festlich eingedeckt, beispielsweise mit Gegenständen, deren Namen mit dem Buchstaben ,S‘ beginnen", veranschaulicht Maryam Ghandehari. Sie stammt aus dem Iran, ist seit zweieinhalb Jahren bei 'Radio Globale' aktiv und ihr Interesse gilt insbesondere der Literatur. Durch langjährige Arbeit im Verlagswesen ist sie gut vernetzt. 'Radio Globale' gibt mir die Möglichkeit, Texte und Geschichten aus vielen Sprachen vorzustellen“, sagt Ghandehari. Im Zuge von MITEINANDER LEBEN ist ein weiterer solcher Kulturaustausch geplant: Dann wird zum Nouruz-Fest eine "Lange Nacht der Geschichten" auf dem Lokalsender laufen.

Insgesamt hat das 'Radio Globale' - Team für den Internationalen Tag gegen Rassismus ein facettenreiches Programm zusammengestellt. Neben den vier Beiträgen von Gonzalez, Wiese, Saidykhan und Ghandehari hat die Redaktion noch eine Vielzahl weiterer Sendungen produziert wie z.B. die Aktionswochen gegen Diskriminierung. Sowohl die Interviewten als auch die Seite der Macher und Macherinnen bringen durch das Projekt MITEINANDER LEBEN verschiedenste Blickwinkel auf das Leben in Oldenburg mit ein. Sie zeigen damit Wege für ein gelungenes Miteinander in einer modernen, toleranten und vielfältigen Gesellschaft.

Eine Frau und ein Mann stehen an einer Videokamera. Ronak Gonzalez und Micky Luu stellen die Kamera für die nächste Sendung ein. Quelle: BAMF | Radio-Globale | Dörthe Bührmann

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Die Radiobeiträge aus Oldenburg sind über die UKW-Frequenz 106,5 zu hören und im Webradio unter www.oeins.de. Im TV ist das Programm von MITEINANDER LEBEN regional über Kabel zu empfangen, als Livestream über Web-TV unter www.oeins.de sowie über den YouTube-Kanal 'Radio Globale'. Nähere Informationen zur Online-Ausstellung zu den Aktionswochen gegen Diskriminierung sind zudem auf der Homepage www.radioglobale.de zu finden.